Welcher Sicherheitsschuh ist der Richtige?

Robust und bequem – so wählen Sie den besten Sicherheitsschuh nach Klassen

Artikel-Banner "Sicherheitsschuhe"

Sicherheitsschuhe sind ein wichtiger Teil der Persönlichen Schutzausrüstung in etlichen Berufen, in denen die Füsse erheblichen Gefahren ausgesetzt sind. Um die unterschiedlichsten Sicherheitsanforderungen in Bereichen wie Bauwesen, Krankenhäuser oder Labortätigkeiten abzudecken, sind sie in Klassen eingeteilt. In diesem Ratgeber erfahren Sie, wann Sicherheitsschuhe getragen werden müssen, welcher Schuh zu welchem Beruf passt und viele weitere Tipps, die Ihnen die Auswahl und den Einkauf erleichtern werden.

Was macht Sicherheitsschuhe aus und welchen Sicherheitsschuh brauche ich?

Sicherheitsschuhe sind ein wichtiger Teil der Persönlichen Schutzausrüstung (PSA) am Arbeitsplatz. Sie schützen die Füsse vor Verletzungen und können Arbeitsunfälle verhindern. Laut DGUV betreffen 16,5 % aller Berufsunfälle in Handwerk und Industrie den Fuss- und Knöchelbereich . Damit sind die Füsse nach den Händen das am zweitstärksten gefährdete Körperteil.

Die wichtigsten Merkmale von Sicherheitsschuhen sind ihre Schutzeigenschaften, die in unterschiedliche Klassen eingeteilt werden. Diese erfüllen verschiedene Anforderungen: Sie bewahren vor Ausrutschen, herabfallenden Gegenständen, Quetschungen, Hitze, Kälte oder elektrischer Spannung. Für viele Berufe sind Sicherheitsschuhe deshalb gesetzlich vorgeschrieben. Aber auch wenn keine Pflicht zum Tragen besteht, kann ihr Einsatz die Gesundheit schützen. Welcher Sicherheitsschuh der Richtige ist, hängt von der ausgeübten Tätigkeit und den spezifischen Gefährdungen am Arbeitsplatz ab.

Moderne Modelle erfüllen nicht nur die spezifische Schutzfunktion, sie sind bequem und mittlerweile auch optisch ansprechend. Sicherheitsschuhe für Damen und Herren oder Unisex-Modelle gibt es in vielen Grössen, Passformen und Stilen: vom klassichen Lederschuh über den leichten Sneaker bis hin zum Outdoor-Schuh.

Sicherheitsklassen von Arbeitsschuhen: S1 bis S5

Die europäische Norm unterscheidet drei Fussschutzarten: Berufsschuhe (DIN EN ISO 20347), Schutzschuhe (DIN EN ISO 20346) und Sicherheitsschuhe (DIN ISO 20345). Sicherheitsschuhe werden hiernach mit der Kurzbezeichnung „S“ für das englische Wort „safety“ gekennzeichnet und tragen das CE-Kennzeichen. SB-Sicherheitsschuhe verfügen im Gegensatz zu Berufsschuhen über Zehenschutzkappen für hohe Belastungen. Sie sind aus Stahlblech, Aluminium, Kunststoff oder Titan gefertigt und müssen einer Kraft von mindestens 200 Joule standhalten, was etwa 1.500 kg entspricht. Diese Mindestanforderung erfüllen auch die Sicherheitsklassen S1 bis S5.

Welche Sicherheitsschuhe passen zu welchem Beruf?

Sicherheitsschuhe sind nicht an bestimmte Tätigkeitsbereiche oder Berufe gebunden. Sie kommen immer dann zum Einsatz, wenn Verletzungsgefahr für die Füsse im Arbeitsumfeld besteht.

Typischerweise werden sie im Baugewerbe, bei der Feuerwehr, in Laboren und in vielen industriellen Produktionen getragen. Je nach Tätigkeit sind verschiedene Sohleneigenschaften oder auch Halbschuhe bzw. Sicherheitsstiefel mit unterschiedlichen Schafthöhen notwendig. Im Folgenden gehen wir auf die einzelnen Schutzgrade ein und für welche Jobs sie sich am besten eignen:

S1-Sicherheitsschuhe

S1-Sicherheitsschuhe

S1-Sicherheitsschuhe sind antistatisch, rutschhemmend und haben eine öl- und benzinresistente Sohle. Der Fersenbereich muss geschlossen sein und wirkt stossabsorbierend. Dieser robuste Schuh eignet sich für Innenräume und alle Arbeitsbereiche, in denen keine Feuchtigkeitseinwirkung zu erwarten ist.

Typische Anwendungen:

  • Fliesenleger
  • Möbelmonteure, Schreiner und Tischler
  • Maler und Lackierer
  • KFZ-Mechaniker
  • Bauleiter
  • Getränkelieferanten und Lagerarbeiter
S1-Sicherheitsschuhe kaufen

S2-Sicherheitsschuhe

S2-Sicherheitsschuhe

S2-Sicherheitsschuhe weisen die gleichen Eigenschaften wie Sicherheitsschuhe der Klasse S1 auf. Sie sind zusätzlich wasserabweisend. Das heisst, sie lassen für mindestens 80 Minuten kein Wasser durchtreten. Diese Schuhe sind auch für Aussenbereiche und feuchte Umgebungen geeignet. Geläufig sind vor allem S1P- und S2P-Sicherheitsschuhe mit Durchtrittschutz. Mit dieser Variante verhindert man Verletzungen durch herumliegende Splitter oder Nägel, da die Sohle durchtrittsicher konstruiert ist.

Typische Anwendungen:

  • KFZ-Mechaniker
  • Forstwirte und Waldarbeiter
  • Steinmetze
  • Laboranten
  • Maschinenführer
  • Personal im Rettungsdienst
S2-Sicherheitsschuhe kaufen

S3-Sicherheitsschuhe

S3-Sicherheitsschuhe

S3-Sicherheitsschuhe haben die gleichen Eigenschaften wie S2P-Sicherheitsschuhe. Sie verfügen zusätzlich über eine profilierte Laufsohle. Im Gegensatz zu S1 und S2 gibt es sie auch in Stiefelform. Sie schützen mit guter Rutschhemmung in nassen Bereichen vor vielen mechanischen Einwirkungen.

Typische Anwendungen:

  • Schweisser, Dreher und Fräser
  • Maurer, Dachdecker
  • Transport- und Lagerarbeiter
  • Heizungsbauer und Klempner/Installateure
  • Agrarwirte, Garten- und Landschaftsbauer
S3-Sicherheitsschuhe kaufen

S4-Sicherheitsschuhe

S4-Sicherheitsschuhe

S4-Sicherheitsschuhe sind mit den gleichen Eigenschaften wie S1-Sicherheitsschuhe ausgestattet. Die Arbeitsstiefel sind aus einem polymeren Material gefertigt, das sie komplett wasserdicht macht. Sie eignen sich für Arbeiten in Nassbereichen, in denen keine Gefahren von spitzen Gegenständen am Boden ausgehen.

Typische Anwendungen:

  • Metzger, Fleisch- und Fischverarbeitung
  • Molkereifacharbeiter, Land- und Tierwirte
  • Reinigungspersonal in Nassbereichen
  • Glas- und Fassadenreiniger
S4-Sicherheitsschuhe kaufen

S5-Sicherheitsschuhe

S5-Sicherheitsschuhe

S5-Sicherheitsschuhe sind ebenfalls nur in Stiefelform erhältlich und neben den Eigenschaften von S4 zusätzlich durchtrittsicher und verfügen über eine profilierte Sohle.

Typische Anwendungen:

  • Land- und Tierwirte
  • Brunnenbauer
  • Strassenbauer
  • Strassenreinigung
  • GaLa-Bauer
S5-Sicherheitsschuhe kaufen
Sicherheitskennzeichen im Überblick
Eigenschaft SB SB-P S1 S1P S2 S3 S4 S5
Zehenkappe mit Schutz vor Schlägen bis 200 Joules
geschlossene Ferse
energieabsorbierende Ferse
antistatische Eigenschaften
widerstandsfähig gegenüber Mineralöl/Benzin
wasserabweisend
verstärkte Mittelsohle
Stollensohle
wassserdichtes Polymer/Gummi

Zusätzliche Kennzeichen und zugehörige Schutzeigenschaften
A – antistatische Schuhe M – Mittelfussschutz
C – leitfähige Schuhe WR – wasserdichte Schuhe
E – Energieaufnahmevermögen im Fersenbereich ESD – Ableitwiderstand zwischen 100 Kiloohm bis 35 Megaohm
P – Durchtrittschutz HRO – Widerstandsfähigkeit gegen kurzzeitige Kontaktwärme bis 300 °C
AN – Knöchelschutz SRA – Sicherheitsschuhe mit Rutschhemmung auf Keramikfliesen
CI – Kälteisolierung des Sohlenbereichs SRB – Sicherheitsschuhe mit Rutschhemmung auf Stahlplatten und Glycerin
CR – schnittfest SRC – Sicherheitsschuhe mit Rutschhemmung auf Keramikfliesen, Stahlplatten und Glycerin
HI – Wärmeisolierung des Sohlenbereichs WRU – Wasserdurchtritt und Wasseraufnahme
FO – Kraftstoffbeständigkeit

Schuhformen nach DIN EN ISO 20345 und DIN EN ISO 20347

Von links nach rechts: Halbschuh (Passform A), Stiefel niedrig (Passform B), Stiefel halbhoch (Passform C), Stiefel hoch (Passform D). Nicht abgebildet: Stiefel oberschenkelhoch (Passform E) mit variabler Verlängerung (a)

Besonderheiten antistatischer Sicherheitsschuhe

Die europäische Norm EN ISO 20345 teilt antistatische Schuhe abhängig von ihrem Durchgangswiderstand in drei Bereiche ein. Man unterscheidet zwischen leitenden, antistatischen und isolierenden Sicherheitsschuhen. Sicherheitsschuhe der Klassen S1 bis S5 sind grundsätzlich antistatisch. Diese Modelle vermeiden, dass sich der Träger elektrostatisch auflädt und es beim Berühren von Objekten zu Entladungen kommt. Das ESD-Schutz-Kennzeichen erhalten sie nur, wenn ihr Durchgangswiderstand zwischen 100 Kiloohm und 35 Megaohm liegt.

Elektrostatische Entladungen können empfindliche elektronische Bauteile wie Speichermedien und IC-Schaltkreise auf Mikrochips zerstören. Die dabei entstehenden Funken stellen zudem ein beträchtliches Sicherheitsrisiko dar. Zertifizierte ESD-Sicherheitsschuhe kommen beim Umgang mit entzündlichen Materialien, bei der Elektroinstallation und in der Mikroelektronik zum Einsatz. Der Durchgangswiderstand im Megaohm-Bereich sorgt dafür, dass keine gefährlichen Ströme durch den Körper fliessen, wenn man versehentlich unter Spannung stehende Teile berührt. Für diese Arbeiten sind elektrisch isolierende Schuhe mit besonders hohen Widerstandswerten vorgeschrieben, die bis zu 1.000 Volt Wechselspannung und 1.500 Volt Gleichspannung standhalten.

ESD-Schuhe werden in folgenden Bereichen gebraucht:

  • Techniker und Wartungspersonal in elektrostatisch gefährdeten Bereichen
  • Halbleiterherstellung und Elektronikproduktion
  • Elektroanlagenmonteure

Ausführliche Informationen über ESD-Kleidung finden Sie in unseren Ratgeber dazu.

Wie viel wiegen Sicherheitsschuhe?

Normales Schuhwerk bringt zwischen 300 und 400 g auf die Waage. Arbeitsschuhe, die ihren Träger mit speziellen Materialien und Einsätzen vor Gefahren schützen, wiegen mehr. Dank neuartiger Stoffe ist der Unterschied jedoch in vielen Fällen gar nicht mehr gross. So ersetzten heute Kappen aus Polymeren beispielsweise schwere Stahlkappen.

Grundsätzlich gilt: Je höher die Schutzklasse, desto schwerer sind die Schuhe. Die leichtesten Sicherheitsschuhe sind S1-Modelle aus Stoff oder Mikrofaser. Mit weniger als 1000 g verfügen sie nicht über eine Stahlkappe oder einen metallischen Durchtrittschutz. S3-Arbeitsschuhe hingegen bieten dem Träger mit speziellen Metalleinsätzen einen höheren Schutz und sind entsprechend schwerer. Sie können bis zu zwei Kilogramm wiegen.

Wann müssen Sicherheitsschuhe getragen werden?

In Deutschland verpflicht das Arbeitsschutzgesetz (§ 5) Arbeitgeber, Gefährdungen am Arbeitsplatz zu ermitteln und Schutzmassnahmen zum Wohle der Arbeitnehmer entsprechend der Arbeitsbedingungen zu treffen. In bestimmten Berufen sind Sicherheitsschuhe gesetzlich vorgeschrieben. Arbeitgeber müssen diese zur Verfügung stellen, wenn Fussverletzungen durch herabfallende, rollende oder spitze oder scharfe Gegenstände drohen, oder wenn bewegliche Maschinenteile den Fuss einklemmen oder quetschen könnten.

Auch beim Umgang mit ätzenden oder heissen Flüssigkeiten sind Arbeitsschuhe Pflicht. Die Kosten trägt der Arbeitgeber. Es drohen empfindliche Strafen, wenn die Vorschriften nicht eingehalten werden. Arbeitnehmer, die das Tragen von Sicherheitsschuhen verweigern, riskieren eine Kündigung und können im Falle eines Unfalls sogar den gesetzlichen Versicherungsschutz verlieren.

Sicherheitsschuhe zu tragen kann auch sinnvoll sein, wenn keine gesetzliche Pflicht dazu besteht. Viele Berufsgenossenschaften empfehlen Sicherheitsschuhe bei allen Tätigkeiten, die die Fussgesundheit gefährden.

Gebotsschild Fußschutz

Gut zu wissen!

Wie viele Sicherheitsschuhe muss der Arbeitgeber zur Verfügung stellen?

Das Arbeitsschutzgesetz verpflichtet Arbeitgeber zwar dazu, bei Arbeiten in gefährdeten Bereichen Sicherheitsschuhe zur Verfügung zu stellen und auch die Kosten dafür zu übernehmen. Das Gesetz trifft jedoch keine Aussage dazu, wie viele Paare an Sicherheitsschuhen bereitzustellen sind und wie oft diese ausgetauscht werden müssen. Auch die DGUV-Regel 112-991 zur Benutzung von Fuss- und Knieschutz spricht nur von einer „ausreichenden Anzahl“. Die Berufsgenossenschaft empfiehlt, die Schuhe einmal im Jahr auszutauschen, wonach sich die meisten Arbeitgeber richten. Im Falle von Beschädigungen müssen Arbeitsschuhe sofort ersetzt werden.

Gut zu wissen!

Besondere Modelle für individuelle Ansprüche

Damit Sicherheitsschuhe nicht nur schützen, sondern auch angenehm zu tragen sind, kommt es auf eine gute Passform und die richtigen Materialien an.

Es gibt robustere grosse Sicherheitsschuhe und Modelle für zierliche und schmale Füsse. Für breite Füsse kann man spezielle Schuhe mit 12er Weite wählen. Um in Industriebetrieben auf einen Schuhwechsel zwischen Fabrikhalle und Büro verzichten zu können, sind Sicherheitsschuhe mit Absätzen verfügbar. Für den Sommer gibt es luftdurchlässige, leichte Sicherheitsschuhe. Für den Winter kann man Schuhe mit wärmendem Innenfutter und wasserdichtem Obermaterial wählen.

Auch Einlagenträger müssen auf Sicherheitsschuhe nicht verzichten. Das Ersetzen oder Austauschen von Einlegesohlen oder orthopädische Anpassungen sind erlaubt, wenn der Hersteller dies ausdrücklich gestattet. Orthopädischer Fussschutz ist nach BGR 191 zertifiziert. Diese Modelle sind entsprechend gekennzeichnet.

Sicherheitsstiefel

Was gehört zum Check der Sicherheitsschuhe?

Vor jedem Arbeiten sind die Schuhe auf Mängel zu prüfen. Sind das Obermaterial und alle Nähte intakt? Die Zehenschutzkappe darf nicht freiliegen und Innenmaterialien dürfen nicht herausquellen. Nur gut sitzende, fest geschnürte Schuhe bieten die nötige Sicherheit beim Laufen. Für einen sicheren Halt auf rutschigen Böden darf das Profil nicht abgelaufen sein.

Am besten ist es, Risiken gar nicht erst entstehen zu lassen. Wichtig ist es, den Arbeitsplatz sauber zu halten. Die Installation von speziellen Gittern am Boden schützt zusätzlich, dass sie herabfallende Späne oder Flüssigkeiten passieren lassen.

Nach dem Arbeiten sollte man die Schuhe grob von Schmutz befreien, die Laufsohle prüfen und eingetretene Objekte entfernen. Starke Verschmutzung wäscht man unter fliessendem Wasser ab und lässt die Schuhe mit gelockerten Schnürsenkeln und Lasche an einem luftigen Ort bei Zimmertemperatur trocknen. Zeitungspapier nimmt die Feuchtigkeit aus dem Inneren auf. Auf das schnelle Trocknen auf der Heizung sollte man verzichten, da das Leder dadurch brüchig wird. Nach mehrmaligem Reinigen sollten die Schuhe erneut imprägniert werden, um Nässe, Öl, Schmutz und Staub zuverlässig abzuhalten.

Tipps zur Pflege von Sicherheitsschuhen

Bei Obermaterialien wie Leder verlangen Sicherheitsschuhe besonderen Pflege. Glattleder hält man am besten mit Schuhcreme geschmeidig. Diese wirkt ausserdem Wasser abstossend. Rauleder oder Nubukleder benötigen Pflegeprodukte ohne Fett oder Wachs und sollten regelmässig mit einer Bürste aufgeraut werden. Hier eignet sich zum Beispiel Imprägnierspray.

Um unangenehmen Gerüchen vorzubeugen, sollte man Sicherheitsschuhe regelmässig wechseln und, falls möglich, nicht jeden Tag die gleichen Schuhe anziehen, um ihnen ausreichend Zeit zum Lüften zu geben. So verhindert man die Vermehrung von Bakterien. Nasse Schuhe sollte man immer gut trocknen lassen. Insbesondere Lederschuhe sollten aber nicht direkt an der Heizung getrocknet werden. Besser und vor allem schonender ist es, sie mit etwas Zeitungspapier auszustopfen. Dieses nimmt die Feuchtigkeit gut auf.

Das könnte Sie auch interessieren: