Wie wirksam sind Luftreiniger?
Ob mit oder ohne Filter – wie Sie mit Viren, Bakterien und Pilzsporen effektiv bekämpfen
Die Nachfrage an Luftreinigern wächst. Die meisten Geräte entfernen Schadstoffe, Allergene und Keime mit Hochleistungsfiltern aus der Atemluft. So haben auch kleinste Partikel keine Chance. Neuste Modelle desinfizieren die Luft sogar mit UV-Licht und ersparen den aufwändigen Filterwechsel. Welche Luftreiniger Viren und Bakterien zuverlässig filtern und was Sie beim Kauf beachten sollten – all das erfahren Sie in unserem Ratgeber.
Wo braucht man Luftreiniger?
In vielfrequentierten Räumen wie Büros, Schulen und im Einzelhandel finden sich viele Partikel und Stoffe in der Luft, die unsere Gesundheit beeinträchtigen können: Schadstoffe, Hausstaub, Blütenpollen, und vor allem Krankheitserreger. Besonders Letztere verbreiten sich in stickigen Räumen schneller. Hier hilft vor allem regelmässiges Lüften. Doch dies ist vor allem im Winter nicht immer möglich.
Luftreiniger sind daher eine sinnvolle Ergänzung: Sie verbessern schnell die Umgebungsluft sowie die hygienischen Bedingungen von Innenräumen. Vor allem wegen der Pandemie sind sie zunehmend in Gebrauch. Luftreiniger filtern kleinste Feststoffpartikel sowie Viren, Bakterien und Keime aus der Luft und sind nahezu überall einsetzbar. Je nach Standort müssen sie unterschiedliche Anforderungen erfüllen:
- Im Büro: Feinstaubpartikel von Geräten wie Druckern, Strassenstaub und Keime
- In Industriegebetrieben: vor allem Schadstoffe oder Feinstaub
- Im Gewerbe: Keime, Gerüche, Aerosole
- In Häusern/Wohnungen: Pollen, Keime und Gerüche
Das optimale Raumklima sollte ungefähr eine Lufttemperatur von 20 °C und eine Luftfeuchtigkeit von mindestens 40 % haben sowie frei Schadstoffen sein. Wie Sie die Luftqualität messen können, erfahren Sie in unseren Ratgebern zu Hygrometern und CO2-Messgeräten.
Wie effektiv sind Luftreiniger gegen Aerosole?
Keimbelastete Aerosole entstehen beim Ausatmen, Sprechen, Singen oder Niesen. Sie können von anderen Personen wieder eingeatmet werden. Kleinste Aerosolpartikel mit einem Durchmesser von 0,5 μm entstehen schon bei der Ruheatmung. Sie halten sich in ungelüfteten Räumen bis zu einen Tag. Beim Sprechen und Singen gelangen Partikel von etwa 2 μm in die Raumluft, wo sie mehrere Stunden verbleiben. Regelmässiges Lüften und der Einsatz von Luftreinigern helfen, diese unerwünschten Schwebstoffe der oberen Raumluft zu reduzieren. Beim Niesen und Husten entstehen dagegen grössere Partikel, die nach wenigen Sekunden zu Boden fallen. Hier trägt das regelmässige Reinigen von Oberflächen und Fussböden dazu bei, potenzielle Tröpfchen- und Schmierinfektionen zu vermeiden.
Gut zu wissen!
Luftreiniger gegen Coronaviren
Luftreiniger können auch Coronaviren filtern. Die Reinigungswirkung hängt jedoch von der Wahl des richtigen Filters sowie der Aufstellung und Grösse des Raumes ab. Auch der leistungsstärkste Reiniger stösst in überfüllten Räumen an seine Grenzen. Anwender sollten sich daher immer an den Herstellerangaben orientieren und sich vorher über die aktuellen Empfehlungen von Gesundheitsbehörden auf Bundes- und Länderebene informieren.
Wie funktionieren Luftreiniger mit Filter?
Herkömmliche Luftreiniger verfügen über einen Ventilator, der die Raumluft ansaugt und durch einen Filter im Inneren bewegt. Dieser Filter fängt Schadstoffe und Partikel auf. Die saubere Luft tritt auf der anderen Seite aus und wird wieder an die Umgebung zurückgeführt. Dabei kommen meist geräuscharme Gebläse zum Einsatz, da eine Dauerbelastung mit mehr als 65 dB(A) die Gesundheit beeinträchtigen kann.
Luftreinigerfilter bestehen typischerweise aus Papier, Glas- oder Gewebefasern und müssen regelmässig ausgetauscht werden. HEPA-Filter sollten mindestens einmal alle neun Monate gewechselt werden; bei Dauerbetrieb kann die Wirksamkeit auch nach vier Monaten beeinträchtigt sein. Wichtige Angaben dazu entnehmen Sie der jeweiligen Bedienungsanleitung. Typische Hinweise für einen anstehenden Filterwechsel sind:
- nachlassende Saugkraft
- Heisslaufen des Geräts
- starke Verfärbung des Filters
Luftreinigungs- und Filtertechnologien im Überblick
Aktivkohlefilter: Sie werden vermehrt eingesetzt, um unerwünschten Substanzen aus Gasen und Flüssigkeiten zu entfernen. Dabei fungiert der Kohlenstoff wie ein Schwamm und verringert die Schadstoffe um bis zu 90 %. Die Filter neutralisieren so auch unangenehme Gerüche. Viele Geräte zur Absaugung von Lotrauch und Atemschutzfilter nutzen Aktivkohle.
EPA-Filter: Diese Hochleistungspartikelfilter absorbieren Feinstaub und mikroskopisch kleine Partikel von bis zu ein Mikrometer Grösse. Sie filtern auch Bakterien und Viren, Pollen, Milbeneier und -ausscheidungen, Staub, Aerosole und Rauchpartikel. Je nach Filterklasse unterscheidet man zwischen EPA-Filtern (engl.: Efficient Particulate Air Filter), die zwischen 85 % und 99,5 % der Luftpartikel abscheiden (s.u. Tabelle), und hocheffizienten HEPA-Filtern, die eine Leistung von mindestens 99,95 % erreichen. Filterluftreiniger sind recht mobil und können in vielen Räumen aufgestellt werden.
Ionisatoren: Sie ionisieren die Luft, indem sie Partikel elektrisch aufladen und an die Umgebung abgeben. In Räumen oder direkt auf Oberflächen geblasen ziehen diese Ionen Staub und Allergene an, binden sie und entfernen sie so aus der Luft. Ionen-Luftreiniger eignen sich für haushaltsübliche Schadstoffe wie Staub und Milben sowie zur Geruchsneutralisierung. Ein Nachteil: Ihr Nebenprodukt, Ozon, gilt als gesundheitsschädlich. Ionisatoren werden vor allem in ESD-Schutzzonen und zur generellen Beseitigung elektrostatischer Ladungen eingesetzt.
Photokatalytische Filter: Indem man eine Oberfläche mit einer Nanopartikelschicht aus Photokatalysatoren wie Titandioxid mit UV-Licht bestrahlt, oxidieren organische Materialien auf der Oberfläche und werden damit der Luft entzogen. Sie dienen speziell zur Beseitigung von Bakterien und Viren.
Filterklassen und deren Wirkungsgrade
Bezeichnung | Filterklasse | Abscheidegrad |
EPA | E10 | > 85% |
EPA | E11 | > 95% |
EPA | E12 | > 99,5% |
HEPA | H13 | > 99,95% |
HEPA | H14 | > 99,995% |
ULPA | U15 | > 99,9995% |
ULPA | U16 | > 99,99995% |
ULPA | U17 | > 99,999995% |
Wie funktionieren Luftreiniger ohne Filter?
Luftreiniger ohne Filter desinfizieren die Luft mithilfe von UV-Licht. Dieses physikalische Entkeimungsprinzip ist chemikalienfrei, umweltfreundlich und hochwirksam gegen ein breites Spektrum von Krankheitserregern.
UV-Luftreiniger töten in der Luft schwebende Mikroorganismen ab, indem sie die Raumluft kontinuierlich durch ein Gehäuse mit einem UV-Leuchtkörper leiten und dort mit sogenanntem UV-C-Licht bestrahlen. Dies sind ultraviolette Strahlen mit einer extrem kurzen Wellenlänge zwischen 100 und 280 Nanometer. Sie kommen auf der Erdoberfläche nicht vor, da sie in den obersten Luftschichten vollständig absorbiert werden. Deswegen haben Mikroorganismen keine Abwehrstrategie gegen sie entwickelt und sind ihrer schädigenden Wirkung voll ausgesetzt: UV-C-Strahlen dringen in den Zellkern von Bakterien und Viren ein und zerstören deren Erbgut irreparabel. So können sich die Erreger nicht mehr vermehren und sterben ab.
Kann UV-Licht Coronaviren abtöten?
Das Interesse an UV-Desinfektion ist im Zuge der COVID-19-Pandemie stark gestiegen. Nicht nur in Arztpraxen und Krankenhäusern sind zuverlässige Methoden gefragt, um die Ausbreitung von Coronaviren zu bekämpfen – auch für den Einsatz in Büros, Schulen, Kitas sowie im Gewerbe sucht man nach effektiven Geräten zur Luftreinigung.
Das Prinzip, Viren und Bakterien mit UV-Licht zu inaktivieren, ist übrigens altbewährt und wird schon seit Jahren in verschiedenen Bereichen wie der Abwasser- und Trinkwasseraufbereitung, Entkeimung von Lüftungsanlagen, Lebensmittelproduktion und Pharmaindustrie angewandt.
UV-Strahlung hat sich als hochwirksam gegen ein breites Spektrum von pathogenen Organismen wie die Erreger von Cholera, Polio, Typhus, Hepatitis und anderen bakteriellen, viralen und parasitären Erkrankungen erwiesen.
Eine Studie der University of Boston in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Unternehmen Signify untersuchte 2020 die Auswirkungen von UV-C-Desinfektionslicht auf Coronaviren. Demnach war verunreinigtes Material bereits nach sechs Sekunden zu 99 % virusfrei, nach 25 Sekunden lag der Wert bei 99,99 %. Die Wirkung von UV-Licht auf Coronaviren ist aber von Faktoren wie Wellenlänge, Bestrahlungsdauer, -stärke und -abstand abhängig.
Vor- und Nachteile der UV-Licht-Desinfektion
Desinfektionsmittel sind ein wirksamer Weg, um Bakterien und Viren zu reduzieren. Doch sie können die Gesundheit beeinträchtigen und zu Resistenzen führen. Mit UV-Licht lassen sich sterile Bereiche und ganze Räume effektiv reinigen. Transportunternehmen in China desinfizieren sogar ihre Busse täglich mit UV-Licht. Ganz ohne Chemikalien geht das aber nicht, an verwinkelten Stellen muss per Hand nachgearbeitet werden. Die Desinfektion mit UV-Licht kann eine sinnvolle Ergänzung zu Desinfektionsmitteln sein.
Vorteile
- geruchsneutral
- chemikalienfrei
- umweltfreundlich
- keine Resistenzbildung von Keimen
- niedrige Betriebskosten
- keine Lagerkosten für Verbrauchsmaterial
Nachteile
- Schattenwurf (z.B. in verwinkelten Ecken) schränkt Wirkungsbereich ein
- höhere Anschaffungskosten
- Gesundheitsrisiken durch UV-Licht
- zwingend erforderliche Einhaltung der Sicherheitsmassnahmen muss gewährleistet werden
ZAPP! UV-Luftreiniger ohne Filter
Die filterlosen Luftreiniger der ZAPP! Serie der Firma Waldmann töten Keime, Viren und Pilzsporen mithilfe von UV-Licht. UV-C Lampen in den mobilen Stand- oder Wandgeräten mit einer Wellenlänge von 254 nm desinfizieren kontinuierlich die Raumluft. Laut Herstellerangaben filtert der UV-Luftreiniger je nach Modell 95-99 % aller Coronaviren in einem Luftdurchlauf ab.
Im RS Sortiment finden Sie zwei für den Dauerbetrieb geeignete Ausführungen: Ein kleineres mit einer Nennleistung von 25 Watt, das 14 m³/h reinigen kann. Es eignet sich für Räume mit einer Grösse von fünf bis 15 m². Das grössere Gerät erreicht mit 70 Watt eine Luftleistung von 70 m³/h und reinigt die Luft zuverlässig in Räumen von maximal 40 m².
Der ZAPP! Luftreiniger eignet sich für Verkaufsflächen, Büros oder öffentliche Toiletten und senkt auch in Krankenhäusern, Arztpraxen, Apotheken, Laboratorien, Schulen, Kindergärten, Seniorenpflegeheimen und anderen Institutionen die Keimbelastung in der Raumluft.
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Merkmale:
- Geringere Wartungs und Betriebskosten, da Auswechseln von Filtern entfällt
- ozonfrei
- kein Ionisieren der Raumluft
- ultraleise mit 25 bwz. 32 dB
Welcher UV-Luftfilter passt zu welcher Raumgrösse?
Damit ein Luftreiniger eine möglichst grosse Menge an Schadstoffen aus der Luft aufnehmen kann, muss das passende Modell für die Raumgrösse ausgewählt werden.
- Bei UV-Luftreinigern ist es wichtigWichtig ist es, dass die Luft oft, aber auch langsam genug an der Lichtquelle vorbeizuführen, damit das Gerät die zum Abtöten von Bakterien und Viren erforderliche UV-Dosis erreicht.
- Dabei zeigt die vom Hersteller angegebene Reinigungsleistung an, welche Luftmenge, gemessen in Kubikmetern pro Stunde (m³/h) durch den Filter fliesst. Diese muss mindestens das sechsfache Volumen des Raumes betragen. Zur besseren Orientierung geben einige Hersteller ausserdem an, wie lange es dauert, bis ein bestimmter Desinfektionsgrad in der Luft erreicht ist.
- Die Effizienz von Filter-Luftreinigern wird meistens als Clean Air Delivery Rate (CADR), der Durchflussrate der gereinigten Luft, angegeben. Diese wird allerdings erst ab einer Partikelgrösse von 0,3 Mikrometern gemessen, was keine Gerüche und Viren beinhaltet.
- Ein anderes Mass ist die sogenannte Luftwechselrate oder Air Changes per Hour (ACH). Beachten Sie, dass eine bessere Filterleistung in der Regel mit einer geringeren Durchfluss-/Wechselrate einhergeht, da bei effektiveren Filtern sowohl Partikel als auch Luft schwieriger passieren können.
Gut zu wissen!
Gefahren durch UV-Licht vermeiden
UV-Licht kann bei direkter Einwirkung die Augen schädigen. Es drohen Hornhaut- und Bindehautschäden. Beim Umgang mit UV-Licht bei der Desinfektion ist somit besondere Vorsicht geboten, wenn die UV-Strahlung direkt auf die zu reinigenden Oberflächen einwirken soll. UV-Luftreiniger sind daher geschlossene Systeme: Die Raumluft wird so durch den Entkeimungsbehälter hindurchgeführt, dass kein schädliches UV-Licht austreten kann und sich Personen bedenkenlos während des Gerätebetriebs im Raum aufhalten können.
Häufig gestellte Fragen
Wo stellt man Luftreiniger auf am besten auf?
Luftreiniger sollten im Raum dort aufgestellt werden, wo die Luft gut zirkuliert. Auch die Nähe von Tür oder Fenster kann den Luftumsatz des Gerätes positiv beeinflussen. Im Winter ist Heizungsnähe sinnvoll. Der Abstand zu Einrichtungsgegenständen sollte ein Meter betragen. Ideal ist eine leicht erhöhte Position, damit vorrangig die Raumluft auf Höhe der Atemwege den Weg in den Filter findet.
Welchen Umwelteinflüssen hält ein Ferritkern stand?
Ferritkerne sind unempfindlich gegenüber den meisten chemischen Einflüssen. Sie müssen jedoch besonders vor Erschütterung, Hitze und mechanischer Spannung geschützt werden.
Wie kann ich die Raumluft verbessern?
Regelmässiges Lüften ist die wichtigste Massnahme, um die Raumluft zu verbessern. Querlüften oder umgangssprachlich Durchzug hilft dabei am besten. Zusätzlich sollte man auf die Luftfeuchtigkeit achten.
Ist ein Luftbefeuchter sinnvoll?
In Innenräumen ist eine relative Luftfeuchtigkeit von 40-60 % optimal. Zu trockene Raumluft kann für die Schleimhäute schädlich sein. Krankheitserreger können so einfacher in den Körper eindringen. Insbesondere im Winter, wenn die Heizung die Raumluft trocken macht, kann ein Luftbefeuchter eine sinnvolle Anschaffung sein.
Wie gefährlich ist Ozon?
Ozon, wie es in Ionisatoren entsteht, ist nicht nur schädlich fürs Klima, sondern auch für die Gesundheit. Atmet man es ein, kann es in die tiefsten Lungenbereiche gelangen und dort Reizungen der Atemwege verursachen und sogar die Lungenfunktion einschränken. Sehr hohe Konzentrationen können die Lunge dauerhaft schädigen.
Was tötet Viren zuverlässig?
Man kann Viren mit Hitze oder Strahlung inaktivieren. Temperaturen zwischen 55 °C und 70 °C zerstören die Virushüllen, UV-Licht wirkt direkt auf die DNS im Zellkern. In Desinfektionsmitteln verändern virusabtötende Substanzen (Viruzide), die Oberflächenproteine und verringern dadurch das Ansteckungspotenzial von Viren.
Wie oft muss man einen HEPA-Filter wechseln?
Die durchschnittliche Nutzungsdauer für HEPA-Filter liegt bei einem Jahr. Allerdings kann bei Dauerbenutzung ein früherer Austausch erforderlich sein.
Was bringt ein Ionisator?
Ein Ionisator wird zur Beseitigung von Staub, störenden Gerüchen und zur Desinfektion verwendet. Dabei bläst er ionisierte Luft in Räume. So werden bestimmte Materialien auf- und entladen. Ihr Nebenprodukt Ozon ist allerdings gesundheitsschädlich, deswegen ist ihr Einsatz oft umstritten.